Zusammenfassung
Leistungen bei eindimensionalen logischen Aufgaben, wie sie die kategorialen
Syllogismen darstellen, hängen von komplexen, mehrstufigen Denkschritten ab
(vgl. Johnson-Laird & Bara, 1984). Eine Vorhersage des Einflusses der Stimmung
auf die Lösungsgüte bei solchen Aufgaben ist unter Berücksichtigung der
Vielschichtigkeit des Stimmungskonstruktes (Motivation, Denkstil, Kapazität)
nur bedingt möglich oder gar willkürlich, da zunächst unklar bleibt, wo in dem
mehrstufigen Lösungsprozess die Stimmung welchen Einfluß ausübt.
Berücksichtigt man jedoch die Komplexität unterschiedlicher Aufgabentypen sowie
eine differentialpsychologische Perspektive, so wird eine Vorhersage des
itemspezifischen Lösungserfolges und damit die Überprüfung eines multifaktoriellen
Ansatzes möglich. Durch einen Prätest wurde zunächst zwischen guten und schlechten
logischen Denkern differenziert (vgl. Galotti, Baron & Sabini, 1986). Danach wurde
eine Stimmungsinduktion durchgeführt und anschließend 10 syllogistische
Aufgabenstellungen zur Bearbeitung vorgelegt, die sich im Ausmaß ihrer
Übereinstimmung mit der nahegelegten Schlußrichtung (Figur und Atmosphäre)
und ihrer Komplexität unterschieden. Enstprechend unserer Hypothesen sollten
die drei Einflußfaktoren "Flüchtigkeit", "Verkomplizierung" und "alternative
Prämisseninterpretationen" in unterschiedlichem Zusammenspiel für das Ergebnismuster verantwortlich sein.
Bei dem mit 54 Probanden durchgeführten Experiment zeigten sich folgende
Ergebnisse. Ensprechend der Denkstilansätze innerhalb der Stimmungsforschung
verbesserten gute logische Denker unter positiver Stimmung ihre Leistungen bei
Aufgaben, die Perspektivenwechsel und die Erzeugung verschiedener
Prämisseninterpretationen verlangten. Bei einfachen Syllogismen hingegen wirkte
sowohl positive als auch negative Stimmung bei den guten logischen Denkern eher
leistungsverschlechternd (Flüchtigkeit bzw. Verkomplizierung). Bei den schlechten
logischen Denkern zeigten sich Stimmungseffekte nur im Sinne einer
Leistungsminderung sowohl durch positive als auch durch negative Stimmung.