Abstract
Die Entwicklung und Evaluation von Methoden, mit denen das Internet für
Zwecke empirischer Sozialforschung nutzbar gemacht werden kann, ist im vollen Gange.
Am bekanntesten sind Fragebögen und daneben auch Experimente, die im Internet
eingesetzt werden können.
Wenig beachtet wurden dagegen bislang Reaktionszeitexperimente im Internet.
Versuchssteuerungsprogramme zur Reaktionszeitmessung im
Internet lassen sich als JAVA-Applet realisieren und können
in verteilten Rechnernetzen zum Einsatz kommen. Probanden/Benutzer
können dann die geforderten Aufgabenstellungen ueber einen
WWW-Browser an ihrem lokalen Rechner bearbeiten (client-seitige
Bearbeitung).
Nach einer Einführung in die jeweilige experimentelle Untersuchung kann dann
der Benutzer clientseitig die geforderten Aufgabenstellungen bearbeiten. Die
Reaktionszeiten werden auf der Basis der Systemzeit des Client aufgezeichnet.
Somit geht die Dauer des Datentransfers zwischen Client und Server ("netlag")
nicht in die Messung ein. Die gewonnen Daten lassen sind anschließend via
Mail oder via anonymous ftp dem Server - und damit dem Versuchsleiter - übermitteln.
Zu den Problemen, die auch andere im WWW eingesetzte empirische Methoden mit
sich bringen (z.B. Repräsentativitätsproblematik) kommen bei Reaktionszeitmessungen
außerdem noch methodenspezifische Probleme hinzu:
a) Variabilität der clientseitigen Systemzeiten
b) Störanfälligkeit der Reaktionszeitmessung durch Hintergrundprozesse
c) Client-seitiger netlag
Inwieweit solche Probleme tatsächlich auftreten, und welche work-arounds
es gibt, ist bislang noch nicht Gegenstand einer systematischen Studie geworden.
Dies ist das Ziel der vorliegenden Arbeit. Der Beitrag gliedert sich in drei
Teile: Zunächst wird die Methode der Reaktionszeitmessung via JAVA-Applets
vorgestellt. Anschließend soll eine technische Evaluation vorgestellt werden.
Als Ergebnisse sind neben der Darstellung dieser Methode auch Empfehlungen für
ihren Einsatz insbesondere bei polyzentrischen Studien.